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Höhlenspielplatz

von NICOLAS am 29. JANUAR 2012

Höhlen haben immer eine Sache gemeinsam - Sie haben alle einen Superlativ!!!

Ob die Größte, die Kleinste, die Älteste, die Schönste, die Tiefste, die Meistbesuchte, die Schnellstwachsende, die mit dem längsten Stalagtiten oder wie in unserem Fall, die mit den ältesten Fossilien - sie sind immer einzigartig und unumstritten weltberühmt!

Naracoorte National ParkMittlerweile haben wir schon einige "Höhlenreferenzen" vorzuweisen und ich kann schon im voraus verraten, dass diese hier nur einen Superlativ vorzuweisen hat: die mit Abstand Langweiligste!

Dazu sollte man dann doch noch wissen, dass die Alexandra-Höhle im Naracoorte Caves National Park liegt, der zu den 14 "World-Heritage-Sites" in Australien zählt, weil dort die größten Fossilienfunde weltweit gemacht wurden. Alles in allem also eigentlich kein wirklich unbeschriebenes Blatt, an welches wir auch mit gewissen Erwartungen herangingen, da es ja offiziell als "kulturell unersetzlich" und "weltweit einzigartig" eingestuft wurde...

Trotzdem war diese Tour weder spannend noch informativ und dennoch sehr unterhaltsam...

Als es zur Höhlentour losging, waren wir alle froh, uns aus den 37°C im Schatten in die kühle Höhle zu begeben. Dabei muss man sich keinen Illusionen hingeben, wie viel Schatten es hier gibt.

Schon nach wenigen Augenblicken kam das standardgemäße "mind your head please" und wir erwarteten eine weitere Tour, die wir schon bald vergessen hätten. Kaum waren wir drinnen, begann dann aber auch schon das Babysitten und das ausgesprochen kinderfreundliche Programm.

Alexandra HöhleDie unglaublich bemühte Führerin war von vorneweg unablässig von 5-10 Kindern im Alter von ungefähr fünf Jahren umringt. Sie versuchte rührend alles in der Höhle auch altersgerecht zu erklären, wobei fünf große Stalagtiten und ein Halber schnell mal zu einem Elefanten wurden, Felsformationen zu Kängurus und Koalas mutierten und ein einfacher Stein sich zu dem Fuß eines großen Yetis aus einer anderen Zeit verwandelte.

Sie ließ den geologischen Teil über die Entstehung und Entwicklung der Höhle vollkommen aus, aber ihre so detaillierten und so hingebungsvoll umschriebenen Geschichten glichen das mehr als aus.

Da könnte man doch annehmen, dass ein einzelnes Foto von der Kinderschar ja kein allzu großes Problem darstellen sollte, so dachten wir anfangs, aber nach einiger Zeit mussten wir zugeben, dass dies ein reichlich hoffnungsloses Unterfangen war, da man selbst mit bloßem Auge immer nur die Schatten der umherwuselnden Kinder erblicken konnte. Die Kinder sprangen so schnell mit lautem Gejohle die Höhlengänge hinunter, dass wohl jedes noch lebende Urzeittier, welches dort unten gegen jede Logik noch verweilte, spätestens jetzt in Schockstarre verfallen und umgehend verenden würde.

Nach diesem ersten Schreck und dem Lautstärkepegel wollte uns unser Guide offensichtlich etwas Ruhe verschaffen, die Stimmung beruhigen und das Licht für ein paar Augenblicke abschalten. Dabei hatte sie jedoch die Rechnung ohne die Eltern der Kids gemacht, die fest entschlossen waren, ihre Kinder niemals einer unglaublich gefährlichen, völligen Dunkelheit und Ruhe auszusetzen.

Nachdem die Kinder aber unbedingt wollten, wurden noch einige irritierte Blicke ausgetauscht und schließlich erbarmten sich die Eltern dann doch und genehmigten ganze fünf Sekunden Dunkelheit. Also knipste sie das Licht aus, um für kurze Zeit einmal die Stille und den Moment genießen zu können. Spätestens nach Alexandra Höhle0,5 Sekunden und dem zweiten "that's so cool, daddy!!!“ war der denkwürdige Augenblick beendet und man konnte erneut das allgegenwärtige Geplapper aus Kindermünden genießen.

Da mal wieder, wie fast überall in Australien, hauptsächlich Deutschland die Gruppenmitglieder stellte, musste man als gewissenhafter Guide natürlich auch alles auf Deutsch wissen und so erfragte sie sich die wichtigsten Wörter. Sie wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass alle hervorragend mit einer englischsprachigen Tour leben könnten, aber sie war ganz besessen darauf, sich zum Kasper zu machen.

Somit benutzte sie ihre neu erworbenen Deutschkenntnisse auch gleich fleißig, wobei sie bei dem Wort "Stalagtiten" noch ein bisschen an der Aussprache arbeiten müsste, aber das bereitete ihr offensichtlich keine Probleme und sie quatschte unablässig in ihrem ganz persönlichen "Titen-Stil" vor sich hin.

Nachdem sie der Gruppe stolz rund eine Millionen Jahre alte Knochen, die in hübscher Ordnung auf dem Boden aufgereiht lagen, als das Highlight der Führung präsentierte, waren doch alle sichtlich überrascht, dass die Kinder diese nicht sofort nahmen und aufeinander einschlugen. Stattdessen konnten die Eltern ihre Sprösslinge nicht eine Sekunde zu früh gerade noch wegzerren Alexandra Höhleund ihnen klarmachen, dass dies kein Spielzeug sei und nur zum Anschauen wäre. Dadurch gab es noch ein bisschen Gezeter, aber schon nach kurzer Zeit eroberten sie wieder die Weiten der Höhlen und die öden Knochen waren vergessen.

Den Eltern war das alles sichtlich peinlich und der Rest der Gruppe war auch nicht besonders angetan. Besonders ein eher unansehnlicher Mann mittleren Alters machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Kinder. Seine Partnerin war ein überaus hübsches, junges Thai-Mädchen zu dem Nina den trockenen Kommentar abgab: Die wurde aber auch aus Bangkok importiert, oder?

Da der Mann deutsch war, kam die Bemerkung etwas ungelegen, aber ich hatte es bis jetzt sowieso noch nie erlebt, dass Nina irgendwann einmal ein Blatt vor den Mund genommen hätte. Im Nachhinein machte sie das Höhlenecho für die Lautstärke ihrer Bemerkung verantwortlich, wobei ich glaube, dass sich dazu jeder seine ganz eigene Meinung bilden sollte.

Alexandra HöhleAls wir dann irgendwann doch noch zum Ende der Tour kamen, wollte mein Vater wenigstens noch das Alter einiger Stalagtiten erfahren. Nachdem der Guide unserer Höhlen-Tour in Magaret-River uns die Zahl auf das Jahrzehnt genau angegeben hatte, machten wir uns also schon Hoffnungen auf die erste Info, außer Elefanten- und Yetifüßen.

Sie sagte wörtlich: "between 100.000 and 500.000 years old". So eine eindeutige Antwort hatte er wahrlich nicht erwartet und versuchte eine vielleicht etwas präzisere Angabe zu bekommen. Letztendlich konnte sie uns sogar sagen, dass sich das Alter zwischen 200.000 und 500.000 Jahren bewegen würde, sie sich aber nicht wirklich sicher sei. Warum mein Vater damit immer noch nicht ganz zufrieden war, kann ich einfach nicht verstehen.

Als die Führerin von einem etwas älteren Gruppenmitglied skeptisch gefragt wurde ob ihr der Job hier denn Spaß mache, antwortete sie, es bereite ihr viel Freude und sie empfände es als die beste Arbeit der Welt. Die Frage, ob sie es schon mal als Kindergärtnerin versucht hätte, konnte ich mir gerade noch verkneifen.

Zuletzt verabschiedete sie sich mit einem strammen: "and now I'm hungry!" und nahm das Café in ihr Visier!

Letztendlich war es "nur" ein weiterer Höhlenbesuch, der diesmal eindeutig die Extreme "laut" und "kinderreich" beinhaltete und für eine World-Heritage-Site inhaltlich peinlich war.

Obwohl, oder gerade deshalb war es wahrscheinlich die wohl speziellste "cave-tour" in meinem Leben, die ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so schnell vergessen werde!!!