family around the world

China: Tiger Leaping Gorge

von HEIKE am 28. SEPTEMBER 2011

Donnerstag, 15. September 2011 und Freitag, 16. September 2011

Der Legende nach soll ein Tiger die Schlucht an ihrer engsten Stelle über einen Felsblock in der Flussmitte mit zwei Sprüngen überwunden haben, daher der Name "Tiger-Sprung-Schlucht".

Tiger Leaping GorgeDiese Schlucht ist ca. 17 Kilometer lang. Im Tal fließt der Jangtsekiang als wilder Gebirgsfluss auf einer Höhe von ca. 1.800 Metern. Misst man den Höhenunterschied vom tiefsten Punkt der Schlucht zum Höchsten, ist sie mit 3.900 Metern Höhenunterschied die tiefste Schlucht der Welt.

Von Lijiang werden wir mit dem Minibus abgeholt und in das wunderbare Guesthouse von Sean in Waltnut-Garden gebracht. Von dort aus gehen wir einen Tag zum "schönsten Aussichtspunkt" auf die berühmte Schlucht wandern, wobei wir Sean als Guide dabei haben.

Um 9.00 Uhr geht es los. Rund 1.000 Höhenmeter sind zu überwinden, bis wir auf 3.000 Metern sind und von dort aus einen tollen Blick auf die Schlucht haben. Für den Anstieg brauchen wir dreieinhalb Stunden. Die Strecke führt zunächst in Serpentinen einen einfachen Weg entlang. Die zweite Hälfte ist dann etwas anstrengender, denn der Weg ist nun ein schmaler Bergpfad, der steil bergauf geht.

Blick in die GorgeWir spüren auch deutlich die Höhe, denn wir müssen alle ganz schön schnaufen. Nicht unser Guide Sean, der locker den Berg hinaufhüpft. Zurück geht es etwas schneller und wir sind nach insgesamt sechs Stunden zurück. Die Kids sind noch zügiger unterwegs, denn sie springen einfach von Stein zu Stein. Ich gehe dagegen insbesondere bergab sehr viel vorsichtiger.

Sean Spring ist ein absolutes Original und wir reden in diesen knapp zwei Tagen viel miteinander.

Er ist Tibeter und seine Frau war Australierin. Sie ist in 2009 unter mysteriösen Umständen verschollen, als sie ohne das für Ausländer erforderliche Permit in Tibet unterwegs war. Sean erzählt uns, dass er zwei Monate nach ihr gesucht habe, aber keine Besondere Unterstützung durch die Behörden bekommen habe, was logisch sei. Würde man eine Ausländerin in Tibet ohne Permit finden, so würden die Polizeibehörden ihr Gesicht und möglicherweise ihren Job verlieren, also sei es für die Behörden besser, wenn gar niemand da sei und auch niemand auftauchen würde. "That´s China!" sagt er immer wieder und lacht dabei - wir sind betroffen, aber so geht er damit um...

Sean SpringSean ist behindert. Eine Hand ist komplett verkrüppelt. Als wir ihn fragen, seit wann er die Behinderung hat, sagt er uns, dass dies durch Mao entstanden ist. An dieser Stelle fragen wir nicht weiter nach. Es ist aber bekannt, dass während der Kulturrevolution auch Kinder gefoltert wurden. Das passt ganz gut zu seiner Meinung über den chinesischen Staat.

Sean gilt als Pionier was die Entwicklung des Tourismus in der Tiger-Sprung-Schlucht angeht. Seit 1983 betreibt er sein Guesthouse und kämpft seitdem für den Erhalt des Dorfes Walnut-Garden und gegen Staudammprojekte in der Schlucht.

Sein neuestes Projekt ist die Anpflanzung von 15.000 Walnussbäumen in der Schlucht. Es gab ursprünglich eine Vielzahl von Walnussbäumen, die aber in den letzten Jahren abgeholzt worden sind, insbesondere um Feuerholz zu gewinnen. Die Walnüsse sollen als Cashcrop den Bewohnern des Dorfes Einnahmen bringen und die Hänge vor Erosion schützen.

Sean erklärt uns ausführlich das Projekt und steckt uns mit seiner Begeisterung an. Während der Wanderung zeigt er uns die neu gepflanzten Walnussbäume, die einen großen Teil der Hänge um Walnut-Garden herum bedecken.

Nach unserer Wanderung verbringen wir den Rest des Tages mit kühlen Getränken auf der sonnigen Terrasse des Guesthouses mit wunderbarem Blick auf die Schlucht.

In Sean´s Guesthouse gefällt uns Allen die Berghüttenatmosphäre so gut, dass wir uns überlegen, noch eine Nacht zu bleiben, aber dann ist doch der Wunsch stärker, "endlich" nach Tibet zu kommen, so dass wir morgen weiterziehen, nach Shangri-La!