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"Ballern oder Schnulze"

von NICOLAS am 23. AUGUST 2011

Myanmar und Thailand - zwei Länder in Südostasien, die zufällig auch noch direkt nebeneinander liegen. Trotzdem gibt es ein paar kleinere oder auch größere Unterschiede zwischen diesen Ländern. Auch das Fernsehen im Bus...

Somit kommen wir zu einem kleinem Vergleich der zwei Fernsehkulturwelten.

Als Erstes muss man wissen, dass in Myanmar ununterbrochen Musikvideos laufen, in denen ausschließlich „Kuschelrock“ gesungen wird. In diesen Videos geht es immer darum, dass ein Mann mit großen Gesten und tränenüberströmt von seiner Fernsehen im BusFreundin verlassen wird. In Folge dessen sieht man den Mann immer einige Tage vor sich hin trauern und seiner „Ex“ hinterherheulen, und dann, welch große Überraschung, steht er eines schönen Tages auf und beschließt, wie die ca. eine Millionen Männer vor ihm in den restlichen Musikvideos, sich seine Freundin heldenhaft zurückzuerobern.

Meistens sieht man, wie die heldenmutigen Knaben mehrere Anläufe unternehmen müssen, bevor sie das Herz ihrer ganz persönlichen Prinzessinnen mit Hilfe von abertausenden von Blumen oder anderen kleinen Aufmerksamkeiten zurückbekommen. Diese Situation wird auch in den Texten blumig umschrieben und man sieht in emotionsgeladene Gesichter die mehr oder weniger herzzerreißend singen und sich ganz von ihren Gefühlen leiten lassen. Dies ist für „Westler“ ein ausgesprochen interessantes und vielleicht auch einmaliges  Erlebnis, wobei es nicht zwingend positiv sein muss. Man muss einfach so tolerant sein und akzeptieren, dass einige Leute geheulte Texte besser finden als gesungene. Eben mehr Emotionen...mittendrin statt nur dabei!

Wenn dann irgendwann doch einmal an Stelle eines Musikvideos ein Film laufen sollte kann man theoretisch gleich die Augen schließen und die gesamte Handlung im Kopf durchgehen, da sie sowieso immer die selbe ist: Mehrere hübsche Mädchen leben ein relativ entspanntes Leben mit reichen Eltern im Hintergrund und werden von Männern angehimmelt und auf Schritt und Tritt verfolgt, die ausschließlich als absolute Vollidioten dargestellt werden und alle nicht mit besonderer Schönheit gesegnet sind. Anfangs lassen sie ihre Verehrer eiskalt abblitzen und ignorieren sie, aber schließlich beeindruckt sie ihre Sturheit und den Rest kann man sich denken. Letztendlich haben wir so ziemlich jeden Film und jedes Lied mindestens 5 Mal gesehen und gehört, wobei auffiel, dass in den ganzen Medien immer das Gegenteil der Realität dargestellt worden ist. Das laute Rumschreien der Hausherren, das vollkommen rücksichtslose Verhalten gegenüber Mitbürgen und die in Geld schwimmenden Menschen gibt es in diesem Land einfach nicht!

In Thailand dagegen gibt es nun mal keinen Film ohne Schießereien und Bombenanschläge. Filme in denen weniger als 10 Leute pro Sekunde umgebracht werden, müssen dort erst noch erfunden werden. Es geht um Amerikaner, die im Irakkrieg oder in Afghanistan verschiedene Operationen durchführen und vom Volk angehimmelt werden. In einem Film, den wir mittlerweile schon drei mal im Bus gesehen haben, spielte sogar Matt Damon mit, aber mehr als „weapon“, „shoot“ und mindestens tausend mal „fuck“ durfte auch er in der Hauptrolle nicht sagen. Trotzdem war es ein vergleichsweise sehr seriöser Film, da nur ca. 90% anstatt der üblichen 99.99% Schießereien waren und das so beliebte Wort „fuck“ sogar manchmal in einen Zusammenhang gesetzt wurde.

Dennoch bevorzuge ich eher die Filme, bei denen man nicht einschläft, weil es schon wieder ein Gefecht gibt. In diesen Filmen weiß man im Voraus was geschieht und es ist völlig ausgeschlossen, dass ein „lieber amerikanischer Soldat“ auch nur einen Kratzer abbekommen könnte. Geschmacksache...

Trotzdem gibt es auch Gemeinsamkeiten bei den Filmen in Myanmar und in Thailand. So kann man sich darauf verlassen, dass egal, ob es ein kriegsverherrlichender oder ein von Kitsch und Schnulzenmusik geprägter Film ist, dieser immer bei einer Lautstärke von mindestens 180 Dezibel abgespielt wird. Sonst könnte man möglicherweise etwas anderes machen...

...und man wäre nur dabei, statt mittendrin!