family around the world

Unsere erste Station in Myanmar: Yangon


Die Frage, ob man nach Myanmar reist oder nicht, sollte jeder vor einer Reise bewußt für sich beantworten und es gibt durchaus gute Gründe dafür und dagegen.

Samstag, 16. Juli 2011

von ANDREAS

Wir stehen um 03.30 Uhr auf, um rechtzeitig am Flughafen zu sein. In Yangon angekommen, suchen wir uns zuerst eine Bleibe für die nächsten Tage und ruhen uns aus, wir wissen noch nicht wie lange wir hier bleiben werden. Nachmittags lassen wir uns durchs Stadtzentrum treiben.

Die ersten Eindrücke von Yangon erschlagen uns. Der Verfall dieser Stadt und die allerorts sichtbare Armut haben ein unerwartetes Ausmaß. Uns wird erstmals deutlich, was die seit 1962 herrschende Militärregierung in knapp 50 Jahren aus dem ehemals reichsten Land Südostasiens gemacht hat. Die Häuser sind verfallen und ähneln teilweise bewohnten Bauruinen. Die Straßen sind unglaublich dreckig, überall liegt Müll herum, und sie sind mit Schlaglöchern übersäht, teilweise fehlt der Straßenbelag ganz. Mehrfach sehen wir "Stände" oder Tischchen mit Telefonen, die wild verdrahtet sind, das sind die Telefonzellen in Myanmar, wir finden sie im ganzen Land.

Verfallenes HausTelefonzelle

Überaus positiv ist die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft der Menschen, überall begegnet man uns offen und zuvorkommend und als wir ein im Reiseführer empfohlenes Restaurant nicht finden, werden wir hingeführt, 10min. zu Fuß! Besonders schön sind die goldenen Pagoden und nicht umsonst wird Myanmar auch als "goldenes Land" oder "das Land der goldenen Pagoden" bezeichnet. Abends besuchen wir die Sule Pagode, die das Stadtzentrum von Yangon markiert und nur 200m von unserem Guesthouse entfernt liegt.

Sule PagodeSule Pagode am AbendSule Pagode am Abend

Im Guesthouse tauschen wir unsere ersten Dollar in Kyat um, für US$ 200 bekommen wir K 152.000, alles in Scheinen zu K 1.000, wir wissen gar nicht wohin mit den dicken Papierstapeln. Von den Jungs, die an der Rezeption herumsitzen, spricht mich einer auf deutsch an und stellt sich als Guide vor. Für uns Alle ist es lustiger sich eine Stadt zeigen zu lassen, als sich alles selber zu erarbeiten und deutsch ist auch nicht schlecht, weil ich dann nicht übersetzen muß, also verabreden wir uns für morgen früh.

Abends beschließen wir, keinen Tag länger in Yangon zu bleiben als erforderlich, so prickelnd ist es hier nicht.

Sonntag, 17. Juli 2011

von NINA & ANDREAS

Heute haben wir mit einem deutsch sprechenden Burmesen namens Shwe Min (ausgesprochen Schwiming) eine Tour durch Yangon gemacht.

Shwe Min

Zuerst  sind wir zu einem großen See (Inya Lake) mitten in der Stadt gefahren. Da das Frühstück im Guesthouse ganz schön schlecht war, haben wir dort unser richtiges Frühstück gehabt.

Inya Lake

Danach sind wir mit dem Taxi zum riesigen Gemüse- und Blumenmarkt gefahren (Thuri Mingalar Market). Dort kaufen die ganzen Kleinhändler billig ein, um es später für mehr Geld zu verkaufen. Ungefähr das gleiche wie die Metro.

Thuri Mingalar MarketThuri Mingalar Market

Als es anfing zu regnen sind wir in einem Restaurant am Rand des Marktes Essen gegangen. Nachdem alle nicht mehr hungrig und durstig waren, sind wir in einen Park namens "White Elephant Garden" gegangen. Da haben wir von unserem Guide einige Geschichten über Buddhas Leben gehört, in dem Park gab es auch drei angekettete Elefanten.

White Elephant GardenWhite Elephant Garden

Danach sind wir zu einer riesigen marmornen  Buddhastatue (Marble Buddha Image) gefahren. Dort waren wir nur kurz. Nach einer Pause sind wir zu einem liegenden Buddha (Chaukhtatgyi Pagode) gegangen, der stolze 65,8m lang war.

Chaukhtatgyi Pagode

Nachdem wir uns wieder einige Geschichten über Buddha angehört hatten, haben uns wir uns noch kurz ein Kloster angesehen, bevor wir zur Hauptattraktion des Tages gefahren sind, der Shwedagon Pagode. Sie gehört zu den wichtigsten buddhistischen Sehenswürdigkeiten weltweit. Auf ihrem Dach thronen 13.153 Goldplatten. Auch sind auf der ganzen Pagode 1.100 Diamanten zu finden, die insgesamt 278 Karat haben und des Reichtums nicht genug, thront auf der Spitze des Goldhaufens einer der größten Diamanten der Welt. Nachdem wir uns das alles angesehen haben, sind wir in einem chinesischen Restaurant namens Shwebe Essen gegangen.

Shwedagon Pagode

Ergänzend zu Ninas Beschreibung des Tages noch ein paar Eindrücke zu unserem Guide Shwe Min und der Stadt Yangon.

Shwe Min war in vielerlei Hinsicht eine große Bereicherung für uns. Er hat uns nicht nur sagen können, dass es einen Tagesbus nach Mandalay gibt sondern er hat uns auch geholfen, Bustickets für diese Tagesfahrt zu kaufen und zwar in einem geschlossenen Geschäft, was wir alleine sicher nicht hinbekommen hätten. Dafür ist ihm Heike bis heute dankbar, denn offiziell bekannt ist nur der Nachtbus und diese schlaflose Nacht dürften mehr als 90% aller Reisenden in Myanmar hinter sich haben.

Darüber hinaus hat uns Shwe Min versucht an die burmesische Sprache heranzuführen. Weniger geholfen hat uns dabei sein Sprachzettel, den wir beim von Nina beschriebenen Frühstück ernsthaft durchgearbeitet haben, bis wir nach 20min. zum völligen Unverständnis von Shwe Min die Segel gestrichen haben sondern seine unvergleichlich genialen Eselsbrücken, die dazu geführt haben, dass wir einige wenige Worte Burmesisch sprechen können, was seitens der Menschen hier oftmals mit besonderer Freude honoriert wird.

Burmesisch

Und last but not least ist Shwe Min ein Überzeugungstäter in Sachen Buddhismus, was anstrengend war, aber auch viel Spaß gemacht hat. Etwas länglich wurden bisweilen seine detailreich vorgetragenen Geschichten, die bei einer kleinen Nachfrage gerne auch nochmals zumindest zur Hälfte genauso detailreich wiederholt wurden (was uns schnell gelehrt hat, nicht nachzufragen!) aber mit seiner Authentizität und seiner Begeisterung für den Buddhismus ist Shwe Min der Prototyp dessen, was wir auf unserer Reise durch Myanmar immer wieder gefunden haben: Menschen, die ihren Glauben in besonders inniger Weise zu einem integralen Bestandteil ihres Lebens gemacht haben.

So erzählte uns Shwe Min, dass jeder Mann mindestens einmal vor und einmal nach seinem zwanzigsten Lebensjahr Mönch gewesen sein sollte. Auch er sei mit acht Jahren Mönch gewesen - drei Tage lang - die Beachtung der vielen Regeln sei für ihn sehr schwer gewesen, was dazu geführt hat, dass er sein Dasein als Mönch beendete. Dies sagte er nicht entschuldigend sondern stolz, denn er hatte seine Pflicht erfüllt. Mit 25 Jahren war er dann nochmals Mönch, dieses Mal eine Woche lang!

Und zu allerletzt hat uns Shwe Min auf einige Besonderheiten Yangons aufmerksam gemacht, die uns nicht aufgefallen, aber durchaus bemerkenswert sind. So ist Hupen in Yangon verboten, was einem Inder wahrscheinlich sehr schnell, nicht aber uns Deutschen aufgefallen wäre. Verboten wurden von der Militärregierung in Yangon auch Motorräder und Fahrräder, wegen der "Unfallgefahr" und in der Tat, sie fehlen völlig im Straßenbild. Es fällt auf, dass ein Straßenbild ohne Zweiräder sehr viel moderner und weniger nach "dritter Welt" aussieht auch wenn die Autos fast alles fahrende Schrotthaufen sind, etwas Schlimmeres haben wir noch nie gesehen! Vielleicht spielte das Straßenbild beim Verbot ja auch eine ganz kleine Rolle...